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Maultier und Maulesel – wo ist der Unterschied?
Maultier und Maulesel werden gerne einmal durcheinandergebracht. Bei beiden Tieren handelt es sich um Hybride, also Kreuzungen aus Pferd und Esel, welche allgemein unter dem Namen Muli bekannt sind. In der Vererbung herrschen immer die mütterlichen Merkmale vor:
Handelt es sich bei den Eltern um eine Pferdestute und einen Eselhengst, ähnelt das Fohlen optisch mehr einem Pferd und wird Maultier genannt. Es empfiehlt sich daher auch, das Maultier zusammen mit anderen Pferden zu halten, da es von der Mutterstute wie ein Pferd aufgezogen wird.
Ist die Stute eine Eselin und der Hengst ein Pferd, entsteht ein Maulesel, welcher aufgrund seiner charakterlichen Prägung daher eher mit weiteren (Maul-)Eseln vergesellschaftet werden sollte.
Optisch lassen sich beide Kreuzungen nicht leicht voneinander unterscheiden. Ein guter Anhaltspunkt ist jedoch die Körpergröße: Maulesel sind für gewöhnlich etwas zierlicher und ähneln eher einem Esel als einem Pferd. Maultiere wiederum weisen mehr Merkmale eines Pferdes auf. Die für Esel typische Quaste am Schweif bleibt aus. Stattdessen haben Maultiere überlange Ohren und oft auch ein Mehlmaul. Das Fell der Mulis ist für gewöhnlich dunkel- bis kastanienbraun. Großflächige Abzeichen wie bei Pferden sind ebenfalls möglich. Seltener sind Schecken vorzufinden.
Können sich Mulis untereinander fortpflanzen?
Grundsätzlich ist es einfacher, Maultiere zu züchten, da die Geburt des eher kleinen Fohlens für eine Pferdestute leichter ist als im umgekehrten Verhältnis. Außerdem scheinen sich Eselhengste bereitwilliger mit Pferden zu paaren als Pferdehengste mit Eselstuten.
Der Geschlechtstrieb ist zwar auch bei Mulis vorhanden, dennoch können sich die Tiere untereinander nicht weiter fortpflanzen. Dies liegt an der unterschiedlichen Anzahl an Chromosomenpaaren von Pferd (32) und Esel (31). Es findet keine Spermienreifung statt, wodurch alle männlichen Nachkommen automatisch unfruchtbar sind. Manche weiblichen Mulis können hingegen durchaus fruchtbar sein.
Charakterstarke Lastentiere
Gemein haben alle Mulis, dass sie die besten Eigenschaften von Pferden und Eseln miteinander vereinen. Ihnen werden die Ausdauer und Trittsicherheit von Eseln genauso zugeschrieben wie der Mut und die Kraft von Pferden. Sie gelten als intelligente, charakterstarke Tiere, welche auch in den widrigsten Umständen noch zum Menschen halten. Sie sind weniger krankheitsanfällig als Pferde und werden auch älter - teilweise über 40 Jahre. Außerdem geraten sie nicht so schnell in Panik und erfreuen sich einer besseren Kondition als Pferde.
Das macht Mulis zu beliebten Lastentieren:
In Nepal gelten sie bis heute als unentbehrliches Transportmittel. Hier gibt es viele schlechte bzw. gar nicht befestigte Straßen, auf denen die trittsicheren Equiden festen Halt finden. Im Himalaya setzen Sherpas Mulis regelmäßig als Träger diverser Ausrüstungsgegenstände ein. Hierbei kommt ihnen die geringe Temperaturempfindlichkeit und hohe Kondition der Tiere zugute.
Mulis beim Militär
Die “Tragtierkompanie” in Bad Reichenhall macht sich die besonderen körperlichen und charakterlichen Eigenschaften der Mulis zunutze. Als einzige Dienststelle der Bundeswehr nutzt sie Maultiere und Haflinger, um die umliegenden Berghütten mit Lebensmitteln und Versorgungsgütern auszustatten. Neben dem 45 kg schweren Traggestell wird jedes Tier mit bis zu 120 kg zusätzlicher Nutzlast beladen, bestehend aus Munition, Waffen, Spezialausrüstung und weiteren Versorgungsgütern. Um die Berghütte des 1.782 Meter hohen Zwiesel in den Chiemgauer Alpen zu erreichen, legen Mensch und Tier rund sieben km sowie 900 Höhenmeter zurück. Dabei kommen je nach Bedarf regelmäßig zwischen vier und zwölf Mulis zum Einsatz.
Im Gegensatz zu Pferden werden die Mulis erst im Alter von fünf Jahren zum Lastentier ausgebildet. Dann ist ihre körperliche Konstitution stark genug ausgeprägt, um dieser verantwortungsvollen Aufgabe nachgehen zu können. Mit zehn bis zwölf Jahren hat das Muli dann seinen Leistungshöhepunkt erreicht und bleibt anschließend so lange beim Militär, wie es sein gesundheitlicher Zustand zulässt.
Muli statt eigenes Pferd?
Viele Menschen träumen davon, einmal ein eigenes Pferd oder Pony zu besitzen. Oft scheitert es am Geld oder den zu wenig vorhandenen zeitlichen Ressourcen. Ein Esel kommt aufgrund seiner Andersartigkeit für die meisten Menschen nicht in Betracht. Doch wie wäre es stattdessen mit einem Muli als Freizeitpartner?!
Gerade Maultiere, welche optisch und charakterlich eher Pferden ähneln als Eseln, überzeugen durch ihre vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. In den USA werden schon seit Jahren Spring- und Dressurwettbewerbe mit Mulis ausgetragen. In Deutschland sind die Tiere vor allem beliebte Freizeitpartner. Sie sind kräftig, daher nutzen die Muli-Freunde sie gerne als Kutsch- oder Holzrückepferd sowie als Lastentier beim Wandern. Auch Distanzritte werden mit Mulis absolviert.
Aufgrund ihrer außergewöhnlichen DNA weisen die Tiere in manchen Situationen andere Verhaltensweisen auf als Pferde. Mulis sind stark und intelligent genug, sich körperlich zu entziehen. Die für Esel typische “Sturheit” kann also durchaus zum Tragen kommen. Dies ist jedoch mehr ihrem Bedürfnis geschuldet, über manche Situationen zunächst einmal nachzudenken. Pferde hingegen ergreifen oft schnell die Flucht. Mulis sagen auf ganz natürliche Weise “nein”, was beim Umgang mit den Tieren unbedingt berücksichtigt und respektiert werden sollte. Die Tiere lernen instinktiv auf sich Acht zu geben und lassen sich daher auch nicht so schnell überfordern wie Pferde.
Da Mulis eine höhere Lebenserwartung haben ist es nicht unüblich, dass sie demnach auch erst später angeritten werden, z. B. mit 6 Jahren. Stangenarbeit, Longieren, herausfordernde Geländeritte - diese typischen Aufgaben aus dem Pferdetraining können gut mit Mulis durchgeführt werden. Wichtig ist jedoch, dass die Trainingseinheiten abwechslungsreich gestaltet werden und der Mensch voll im Hier und Jetzt ist. Ansonsten wird das Muli seinen eigenen Weg gehen.
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