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Wie macht sich Untergewicht bemerkbar?
Bei Pferden zählt Übergewicht zu einem weit verbreiteten Problem und wird nicht ohne Grund als Wohlstandskrankheit bezeichnet. Das Gegenteil davon ist eher seltener vorzufinden, sollte jedoch genauso ernst genommen werden. Untergewicht zeigt sich vor allem bei älteren Pferden, bei denen sich oft ein Nährstoffdefizit und/oder beeinträchtigter Stoffwechsel bemerkbar macht. Aber auch jüngere Pferde können betroffen sein, unabhängig davon, welcher Rasse sie angehören. Dies ist auf die große Bandbreite an Auslösern für Untergewicht zurückzuführen.
Die Rippen des Pferdes sollten zwar ertastbar, jedoch nur andeutungsweise bzw. gar nicht mit bloßem Auge zu erkennen sein. Ist letzteres der Fall, gilt das Tier als zu mager. Weitere Anhaltspunkte zur Beurteilung des Gebäudes sind die Sichtbarkeit der Hüfthöcker und Rückenwirbel sowie Gruben, die sich neben dem Schweif eingegraben haben. All diese Aspekte sprechen für ein Pferd, welches eindeutig zu dünn ist.
Abgemagerte Pferde wirken oft antriebslos – da Energiemangel – und zeigen mitunter ein versteiftes Gangbild. Verweigern sie noch dazu das angebotene Futter oder sind hier besonders mäkelig, ist dies meist auf Magen- oder Leberprobleme zurückzuführen, die wiederum eine Entzündung im Darm hervorrufen können. Auch ein Mangel an bestimmten Nährstoffen wie Vitamin B12 oder Zink kann Appetitlosigkeit verursachen. Sprechen Sie daher am besten mit Ihrem Tierarzt, um gemeinsam herauszufinden, warum das betroffene Pferd so stark abgenommen hat.
Ursachen für Untergewicht
1. Medizinische Probleme
Zähne und Hufe – die Gesundheit dieser beiden Körperregionen gilt als A und O und sollte daher regelmäßig kontrolliert werden. Zahnprobleme können zur verminderten Futteraufnahme führen und als Konsequenz Abmagerung zur Folge haben. Manche Hufkrankheiten sind auf einen gestörten Stoffwechsel zurückzuführen, der sich gerade bei älteren Pferden immer wieder bemerkbar macht. Dieses innere Ungleichgewicht zeigt sich bei manchen Vierbeinern ebenfalls durch Untergewicht.
Weitere typische medizinische Ursachen für Abmagerung sind:
- der Befall mit Parasiten
- chronische Schmerzen (verursacht z. B. durch Arthrose)
- gestörter Leberstoffwechsel
- Nierenprobleme
- Stoffwechselkrankheiten wie ECS (Equines Cushing Syndrom) oder Borreliose
- Magen-Darm-Beschwerden
- Fressen von Giftpflanzen
- Infektionen
- Tumore
2. Fütterungsmängel
“Du bist, was du (fr)isst!” Diese Weisheit lässt sich definitiv auch auf Pferde übertragen. Nicht nur die Menge an Futter ist für das gesundheitliche Wohlbefinden entscheidend, sondern vor allem die Qualität. Minderwertiges Heu versorgt den Körper automatisch mit weniger Energie und kann darüber hinaus gesundheitsschädlich sein. Auch wenn das Pferd zusätzlich mit einem energiereichen Kraftfutter versorgt wird, kann es dennoch sein, dass ihm bestimmte Nährstoffe - die keine Energie liefern - fehlen. Hierzu zählen Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Ein Nährstoffmangel kann den Energieumsatz beeinträchtigen und somit zum Untergewicht des Pferdes beitragen.
3. Rassebedingte Veranlagung
Bei manchen Pferderassen ist ein besonders schlankes, athletisches Gebäude erwünscht. Hierzu zählen vor allem jene mit einem hohen Vollblutanteil, z. B. Araber oder englisches Vollblut. Über eine leicht sichtbare Rippe wird bei diesen Rassen eher mal hinweggesehen als bei einem stämmigen Haflinger oder Shetlandpony, die von Natur aus eher zu Übergewicht neigen. Daher ist gerade bei den leichtfuttrigen, stämmigen Rassen Obacht angesagt, wenn das Tier außergewöhnlich schlank zu sein scheint.
4. Lebensphase
So wie jedes Tier durchlebt auch ein Pferd mehrere Phasen in seinem Leben. Als Fohlen kommt es mit langen, schlaksigen Beinen auf die Welt und ist generell eher zierlich gebaut. Die Sichtbarkeit der Rippen ist in diesem Alter normal. Im Erwachsenenalter verschwinden die Rippen bzw. zeichnen sich nur andeutungsweise ab. Glänzendes Fell, eine gute Bemuskelung und ein wacher Blick sprechen zusätzlich für Gesundheit. Im Alter treten dann nach und nach Verschleißerscheinungen auf, welche – so wie beim Menschen – als vollkommen normal anzusehen sind. Untergewicht macht sich insbesondere bei älteren Tieren bemerkbar. Gerade in der Gruppenhaltung lässt sich immer wieder beobachten, dass Seniorpferde aufgrund eines niedrigeren Ranges von Futterplätzen vertrieben werden. Auch mangelt es schwächeren Pferden gerne an genügend Rückzugsmöglichkeiten. Der hierdurch verursachte Stress trägt dann zusätzlich zur Abmagerung bei.
5. Stress – ein oft unterschätzter Mitverursacher
Das Fluchttier Pferd ist ständig auf der Hut und immer wachsam, wenn es um die Beurteilung seiner Umgebung geht. Soll es z. B. einen engen Transporter betreten, bei der eine Flucht schier unmöglich scheint, löst dieser Umstand bei vielen Vierbeinern einen erhöhten Stresspegel aus. Diese Unruhe kann auch während der Fahrt noch präsent sein und den Transport zu einer Tortour werden lassen. Aber auch andere Faktoren wie ein Stallwechsel, eine zu hektische Umstellung des Futters oder ein häufiger Deckeinsatz sind Stressoren, die sich negativ auf die Gesundheit des Pferdes auswirken können. Bei manchen Tieren zeigt sich dies dann durch Gewichtsverlust.
Die in einer stressigen Situation gebildeten Hormone Adrenalin und Noradrenalin setzen Energiereserven frei. Es entsteht ein erhöhter Bedarf an Nährstoffen wie Magnesium, Kupfer, Selen oder die Vitamine des B-Komplexes. Der Stoffwechsel des Pferdes wird also durch Stress maßgeblich beeinflusst. Energieräuber, wie z. B. die Einforderung einer erhöhten körperlichen Leistung bei einer Prüfung, können daher dazu führen, dass das Sportpferd nach dem Turnier abnimmt.
6. Energiebedarf vs. Bewegung
Das Verhältnis von Energieaufnahme und Bewegung sollte immer ausgewogen sein. Pferde, die ein Überangebot an (Kraft-)Futter bekommen, jedoch kaum bewegt werden, nehmen für gewöhnlich zu. Das Gegenteil ist der Fall, wenn einem Pferd viel körperliche Leistung abverlangt, es jedoch nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird. Sein Energiebedarf ist dann nicht gedeckt, wodurch es abnimmt. Die Fütterungsmenge kann zwar an den Bedarf des Pferdes angepasst werden, jedoch gibt es keine Fütterungsempfehlung, die den Faktor Stress oder medizinische Probleme mitberücksichtigt. Hier ist die Weisheit des Pferdehalters gefragt, der einerseits die äußeren Umstände hinterfragt und ggf. Gegenmaßnehmen ergreift sowie die körperliche und psychische Verfassung des Pferdes durch einen Tierarzt überprüfen lässt.
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