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Muskulöser Hals vs. Fettdepots
Bestimmt kennen Sie das auch: Auf der Weide kommt Ihnen ein stämmiger Norweger entgegen, welcher neugierig an Ihren Taschen schnuppert. Ihnen fällt der dicke Mähnenkamm auf, der sogar leicht zur Seite kippt. Im Gegensatz zu mancher Überzeugung handelt es sich hierbei jedoch nicht um einen ordentlich bemuskelten Oberhals, sondern um Fettablagerungen. Ein gut trainierter Hals lässt eine runde, vom Widerrist bis zum Genick verlaufende und nach oben hin gewölbte Linie erkennen, welche zum Mähnenkamm hin dicker wird. Pferde mit EMS hingegen weisen Fettpolster auf, welche weicher und “wabbeliger” sind als Muskeln. Auch mit bloßem Auge lässt sich beim genaueren Betrachten des Mähnenkamms u. U. eine hügelartige Struktur feststellen, welche sich beim Abtasten wie eine Welle anfühlt. Das Equine Metabolische Syndrom (EMS) ist eine immer häufiger vorkommende Stoffwechselerkrankung, bei der der Zuckerstoffwechsel des Pferdes gestört ist. Sie kann schwerwiegendere Krankheiten wie Hufrehe auslösen, daher ist es wichtig, sich frühzeitig ein Bild vom Gesundheitszustand des Pferdes zu machen und nach Bedarf auch einen Tierarzt zu Rate zu ziehen.
Exkurs: Cresty Neck Score
Im oben genannten Beispiel kippt der Mähnenkamm des Norwegers bereits zu einer Seite über. In diesem Fall erreicht das Pferd den höchsten Cresty Neck Score. Dieser beschreibt die Ausprägung des Fettanteils am Mähnenkamm (0 = ohne Kammfett, 5 = Mähnenkamm kippt zur Seite). Liegt der Wert über 3, kann von einem erhöhten Risiko ausgegangen werden, dass das Pferd zusätzlich an Hufrehe erkrankt.
Was verursacht EMS?
Von EMS sind oft übergewichtige Tiere mittleren Alters betroffen, insbesondere Kleinpferde und Ponys. Auch wird manchen Rassen eine genetische Disposition zugeschrieben, z. B. Norwegern, PRE und Arabern. Diese Robustrassen kommen in kargen Landschaften gut zurecht, da sie von Natur aus wenig Futter benötigen, um ihren Erhaltungsbedarf zu decken. In der heutigen Pferdehaltung bekommen manche Tiere mehr (Kraft-)Futter als eigentlich nötig. Auch die Futtersuche wird den Pferden größtenteils abgenommen. Moderne Haltungsformen wie z. B. großflächige Aktivställe, bei denen die Tiere lange Strecken von der Heuraufe bis zur Tränke zurücklegen müssen, wirken dem Bewegungsmangel zwar entgegen. Dennoch zählt die Kombination aus Überfütterung und zu wenig Bewegung als Hauptursache für EMS. Aus diesem Grund wird das Syndrom gerne auch als Wohlstandskrankheit bezeichnet.
Betroffene Pferde weisen einen hohen Glukosespiegel auf, welcher wiederum eine starke Insulinausschüttung bewirkt. Manche Zellen werden resistent gegen das viele Insulin – ihre Sensitivität verringert sich. Somit verbleibt mehr und mehr Glucose in den Blutgefäßen, obwohl diese eigentlich vom Insulin in die Zellen transportiert werden soll. Die Folge können Schädigungen am Gewebe sein, was sich vor allem in den Hufen zeigt: Heutzutage wird der erhöhte Insulinspiegel im Blut als wesentlicher Faktor für eine Entstehung von Hufrehe angesehen.
Fettzellen wiederum sind oft nicht so stark von der verminderten Insulinsensitivität betroffen. Aus diesem Grund können sie mehr Energie aufnehmen als nötig und vergrößern sich – die für EMS typischen Fettablagerungen entstehen. Begleiterscheinung ist das Entstehen von entzündlichen Prozessen im Körper (z. B. Hufrehe), ausgelöst durch Hormone bzw. Botenstoffe, die vom Fettgewebe gebildet werden. Dies wiederum lässt die Konzentration des Stresshormons Cortisol ansteigen, welches die Insulinresistenz verstärkt – ein Teufelskreis entsteht.
Symptome
Hinweis:
Was kann ich für mein Pferd tun?
Um Ihr Pferd effektiv zu unterstützen, ist es wichtig, dass Sie die Haltungs- und Fütterungsbedingungen des Tieres analysieren und optimieren. Nährstoffdefizite lassen sich z. B. durch Ergänzungsfuttermittel – wie z. B. das Tierarzt24 EquiVitex – ausgleichen. Vor allem aber sollte eine strikte Diät eingehalten werden, um das Gewicht zu reduzieren:
- ausschließliche Fütterung von Heu und Stroh
- Heu mind. 30 min. in Wasser einweichen, um den Fruktangehalt zu reduzieren
- Verzicht auf Kraftfutter
- keine Gabe von Brot, Äpfeln, Karotten oder Leckerlis
- Pferd regelmäßig wiegen
Neben der Gewichtsreduktion ist ausreichende Bewegung mit regelmäßigen Trainingseinheiten und der Möglichkeit, viel frei umherzulaufen, ein Muss. Pferde, die zusätzlich eine Hufrehe entwickelt haben, können natürlich erst nach Abklingen des Schubes vermehrt bewegt werden. Umso wichtiger ist es, das Idealgewicht des Pferdes durch eine geeignete Diät sowie Bewegungstherapie zu erreichen, um den Teufelskreis hinter der Wohlstandskrankheit EMS zu durchbrechen.
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