Zähne des Pferdes - warum müssen sie geraspelt werden? Ob Heu, Pellets oder Stroh - der Kiefer eines Pferdes leistet Akkordarbeit. Daher ist es wichtig, dass die Zähne regelmäßig geraspelt werden. Worauf hierbei zu achten ist und was es mit Fehlstellungen auf sich hat, erfahren Sie in diesem Beitrag. 11 Zähne

Inhaltsübersicht

Warum haben Backenzähne Rinnen und Kämme?

Die Backenzähne des Pferdes stehen innerhalb einer Zahnreihe lückenlos nebeneinander. Die Kauflächen befinden sich jedoch nicht auf einer Ebene. Im kaudalen (hinteren) Bereich steigt die Zahnreihe auf Höhe der letzten drei Backenzähne an. Dies muss der Tierarzt bei der Untersuchung der Maulhöhle beachten, da er sonst versehentlich die Pulpahöhle des Zahnes eröffnet und den Zahnnerv freilegt. Bei der Pulpahöhle handelt es sich um einen Hohlraum im Inneren des Zahnes, die den Nerv (Pulpa) enthält. Wer sich die Backenzähne des Pferdes näher anshaut erkennt Querrinnen und Querkämme auf ihrer Kaufläche.

Diese Querrinnen und Querkämme entstehen durch die unterschiedlich harten Zahnsubstanzen:

  • Zahnschmelz
  • Dentin (Zahnbein)
  • Zement

Wie entstehen Fehlstellungen der Backenzähne?

Die Kauflächen der Backenzähne werden fest aufeinandergepresst. Dies ermöglicht eine physiologische Reibung der sich gegenüberliegenden Zähne (Antagonisten). Auch die Aufnahme des Futters und die darin vorhandenen Sand- und Staubpartikel sind dabei von Bedeutung. Der Verlust der abgeriebenen Zahnsubstanz wird dadurch ausgeglichen, dass der Zahn kontinuierlich aus dem Zahnfach nachgeschoben wird.

Ist das Verhältnis aus Abrieb und Nachschub gestört, werden die Zähne unzureichend und unphysiologisch abgenutzt, sodass Fehlstellungen des Gebisses entstehen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn es Probleme beim Zahnwechsel gibt. Ist der Zahnwechsel eines Zahnes verzögert, wachsen beide Antagonisten unterschiedlich schnell nach. Ihre Kauflächen werden daher nicht ausreichend aufeinandergepresst, sodass der Zahnabrieb des Antagonisten, der normal nachgeschoben wird, unzureichend ist. Er wird übermäßig lang. Das Niveau seiner Kaufläche liegt mit der Zeit deutlich oberhalb der Kauflächen der benachbarten Zähne, sodass die Kaubewegung des Pferdes mechanisch beeinträchtigt wird. Dieser übermäßig lange Zahn verhindert mit der Zeit auch den Kontakt und somit den Abrieb der benachbarten Ober- und Unterkieferzähne, sodass die Pferde nicht mehr gleichmäßig auf beiden Seiten kauen können und die Entstehung weiterer Fehlstellungen begünstigt wird.

Gut zu wissen:

Warum bereiten Fehlstellungen überhaupt Schwierigkeiten?

Gut zu wissen

Zahnkanten

Zahnkanten sind der häufigste Befund in der Zahnheilkunde des Pferdes. Sie entstehen, wenn die Kauflächen der Backenzähne bei der Kaubewegung nicht auf ihrer gesamten Fläche aneinanderreiben. Durch den fehlenden Abrieb entstehen seitlich am Zahnschmelz scharfe, spitze Zahnkanten, die durch den Nachschub des Zahnes aus dem Zahnfach mit der Zeit übermäßig lang werden. Da der Oberkiefer des Pferdes physiologischerweise breiter als der Unterkiefer ist, entstehen die Zahnkanten im Oberkiefer auf den Zahnflächen, die in Richtung Backe weisen und im Unterkiefer auf den Zahnflächen, die in Richtung Zunge weisen. Im hinteren Bereich der Backenzahnreihe ist relativ wenig Platz. Hier können bereits kleine Zahnkanten starke Läsionen der Schleimhaut verursachen.

Die Zahnkanten behindern den Kauvorgang, da die natürlichen Kaubewegungen des Pferdes durch die Fehlstellung behindert werden. Sie bohren sich in die Schleimhaut von Backen und Zunge und verursachen sehr schmerzhafte Schleimhautverletzungen. Ein Teufelskreis entsteht, da das Pferd aufgrund der Schmerzen immer kleinere Kauausschläge durchführt, was die vermehrte Zahnkantenbildung und die Entstehung anderer Fehlstellungen begünstigt.

Gut zu wissen

Zahnhaken

Beispiele für weitere mögliche Zahnfehlstellungen

Untersuchung und Behandlung der Fehlstellungen

Die Untersuchung und Therapie der Zahnfehlstellungen erfordert zunächst eine Sedation des Pferdes. Erst dann kann das Maulgatter angelegt und die Untersuchung und Behandlung der Zähne unter Sichtkontrolle erfolgen. Zahnhaken und -kanten können nur mithilfe des Maulgatters gewissenhaft geschliffen werden. Die Kauflächen der Backenzähne werden dabei nicht bearbeitet, sondern nur geschliffen, wenn das Pferd beispielsweise einen Meißelzahn oder ein Treppengebiss aufweist.

Der Tierarzt arbeitet sich beim Zähneraspeln von hinten nach vorne durch die Zahnreihen und bearbeitet zunächst den Unterkiefer, dann den Oberkiefer. Die Behandlung mit der elektrischen Schleifmaschine ist schneller und somit schonender für die Pferde als das manuelle Raspeln. Die Handraspel eignet sich vor allem für den anschließenden Feinschliff.

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