Kreuzbandriss – physiotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten beim Kleintier Kreuzbandrisse sind bei Hunden keine Seltenheit. Lesen Sie hier alles Wissenswerte zum Kreuzbandriss und warum verschiedene physiotherapeutischen Behandlungen bei der Genesung eine wichtige Rolle spielen. 14 Gelenke Erziehung, Training & Sport Muskeln

Inhaltsübersicht

Der Kreuzbandriss

Physiotherapeutisches Behandlungskonzept

Bei unserem Patienten handelt es sich in diesem Fall um den 8 Jahre alten, etwas übergewichtigen Rottweiler Anton. Anton zeigte in der Vergangenheit häufiger Lahmheiten des linken Hinterbeins. Diese waren aber nach ein paar Tagen Schonung und der Gabe von Schmerzmitteln wieder verschwunden.

Beim sehr wilden Spielen mit seiner Hundefreundin Laila jaulte Anton plötzlich auf, nachdem sie ihn auf den Boden geschmissen hatte. Seitdem zeigte er eine hochgradige Lahmheit der linken Hintergliedmaße. Er hielt das Bein gebeugt und tippte nur noch mit der Zehenspitze leicht auf den Boden. Auch in den nächsten Tagen besserte sich die Lahmheit nicht.

Bei der Untersuchung beim Tierarzt wurde ein vollständiger Riss des vorderen Kreuzbands mit einer beginnenden Arthrose des Gelenks diagnostiziert.

Aufgrund der Größe des Hundes und der langfristig besseren Prognose entschieden sich seine Besitzer für eine operative Maßnahme zur Stabilisierung des Kniegelenks. Im Anschluss sollte eine Physiotherapie zum Muskelaufbau und zur Wiederherstellung des normalen Bewegungsablaufs erfolgen.

Gut zu wissen

Therapieplan für Anton

Akute Aufbauphase

Therapie in der 1. – 3. Woche nach der Operation:

  • Ruhigstellung der Gliedmaße durch Leinenzwang und Schrittgehen
  • Kältetherapie (Cold-Packs oder Wickel)
  • Massage von Rücken und Beinen, außer der operierten Gliedmaße
  • vorsichtige passive Bewegungstherapie der operierten Gliedmaße

In dieser Phase muss die entsprechende Ruhe, die für die erste Heilungsphase nötig ist, eingehalten werden. Die Dauer kann, je nach Art des Eingriffs, stark variieren. Aus diesem Grund sind die Zeitangaben, die hier gemacht werden, nur als Anhaltspunkt zu verstehen.

Um die Bewegung zu kontrollieren, ist besonders am Anfang darauf zu achten, dass der Patient im Schritt an der Leine geführt wird. Insgesamt sind 2–3 kurze Gänge pro Tag sinnvoll.

In den ersten physiotherapeutischen Sitzungen werden zunächst kurze Kälteapplikationen gegen die Schmerzen durchgeführt. Es können Cold-Packs oder Wickel genutzt werden.

Tipp: Bei der Kältetherapie sollte immer darauf geachtet werden, dass die Wundnähte selber geschont werden.

Eine Massage erfolgt in dieser Phase nur am Rücken und an den anderen Gliedmaßen, sie soll vor allem einen entspannenden (detonisierenden) Effekt haben. Im Bereich der Lendenwirbelsäule und an der rechten Schulter zeigte Anton stärkere Verspannungen, die schon vor dem eigentlichen Trauma entstanden sind. Diese Regionen werden daher in dieser Phase besonders intensiv behandelt, was auch zu einer verbesserten Lastaufnahme auf der erkrankten Gliedmaße führen kann.

Um eine erste Mobilisation der Gliedmaße zu ermöglichen, wird eine passive Bewegung des Kniegelenks durchgeführt. Da es sich um ein einachsiges Gelenk handelt, das nur in zwei Richtungen beweglich ist, erfolgt eine Beugung und Streckung des Gelenks. Es ist wichtig, dass Sie eine zu starke Beugung (maximal 75°!) vermeiden, um das operierte Gelenk nicht zu stark zu belasten und versehentlich die Heilung zu gefährden. Bei der passiven Bewegung soll der natürliche Bewegungsablauf trainiert werden und die Gelenkbeweglichkeit hergestellt werden, ohne dass die Gliedmaße Last aufnehmen muss.

Subakute Aufbauphase

Therapie in der 4. – 10. (– 12.) Woche nach der Operation:

  • weiterhin Leinenzwang, um eine kontrollierte Bewegung zu gewährleisten
  • Magnetfeldtherapie
  • Massage einschließlich der operierten Gliedmaße
  • passive Bewegungstherapie
    • Mobilisierung (Beugung/Streckung)
    • Dehnung
  • aktive Bewegungstherapie
    • Widerstandsübungen
    • Koordinationsübungen
    • Schwimmen/ Unterwasserlaufband

Die Spaziergänge an der Leine werden im Laufe der Behandlung nun nach und nach gesteigert. Belastet das Tier im Schritt vollständig, kann mit kurzen Trabsequenzen (zunächst 5 min, später bis zu 15 min) begonnen werden. Sprünge und enge Wendungen sollten 12–20 Wochen lang, je nach Operationsmethode, vermieden werden. Der Hund sollte erst dann ohne Leine laufen dürfen, wenn sichergestellt ist, dass unkontrollierte Bewegungen die Heilung nicht mehr gefährden.

 

Hausaufgaben für den Besitzer

Als Hausaufgabenprogramm für den Besitzer eignen sich, je nach Zustand und Fortschritt des Patienten, folgende Übungen:

  • Dreibeinstand (Anheben des gesunden Beines und kurzes Halten in dieser Position)
  • Übergänge zwischen Sitz und Steh
  • kontrolliertes Treppensteigen
  • bergauf gehen (eventuell mit Gewichten zum Ziehen oder Manschetten am Bein)
  • leichtes Joggen an der Leine
  • Slalomlaufen sowie Cavalettiarbeit als Koordinationsübungen

 

Diese Übungen können 2- bis 3-mal täglich, je nach Übung, mit 10–20 Wiederholungen bzw. über eine Dauer von 5–15 Minuten durchgeführt werden. Dies variiert je nach aktuellem Zustand, der von der Belastung der Gliedmaße, der Beugung und dem individuellen Schmerzempfinden des Tieres abhängt.

Kurz und knapp

Unsere empfehlung

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